Von der Idee zum Bau: Die Geschichte von Northvolt bei Heide (2024)

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März 2022: Pressekonferenz im Hochschul-Foyer Northvolt-Chef per Video dabei Info-Veranstaltungen sollen Transparenz bringen Mai 2022: Gemeinden beginnen Bauleitplanung Juni 2022: Erste Kooperation mit Abwasser-Zweckverband Oktober 2022: Northvolt verschiebt Investitionsentscheidung September 2022: Erst Archäologie, dann Hightech Februar 2023: Die ersten Mitarbeiter vor Ort März 2023: Viele Funde unter der Erde Mai 2023: Moorfrösche müssen umziehen Juli 2023: Mehr Geld vom Staat August 2023: Kritische Stimmen in der Region September 2023: Fördermittel aus Ukraine-Notkredit Northvolt: Rechnungshof warnt vor Förderung durch Notkredit Verzögerung durch erneute Auslegung der B-Pläne Northvolt sucht Standorte für Bauarbeiter VIDEO: Wesselburen: Vorbereitungen für Northvolt Batteriefabrik (4 Min) Oktober 2023: Aus-und Fortbildungszentrum in Itzehoe Region fordert mehr Unterstützung 600 Millionen Euro als Wandelanleihe November 2023: Viele Fragezeichen nach Karlsruhe-Urteil Ortstermine in Schweden VIDEO: Northvolt: Wie die Batteriefabrik Skellefteå verändert hat (8 Min) Northvolt beginnt erste Bauarbeiten Dezember 2023: Die Förderung des Bundes steht Millionen Steuermittel für Northvolt: Sinnvoll oder nicht? Erneute Verzögerung in den Gemeinden Januar 2024: EU gibt Fördermittel frei VIDEO: Northvolt-Batteriefabrik: Grünes Licht für EU-Subventionen (2 Min) Northvolt trifft finale Investitionsentscheidung Lohe-Rickelshof stimmt Bebauungsplänen zu Auch Norderwöhrden gibt grünes Licht für Batteriefabrik März 2024: Hohe Zustimmung für Northvolt Baustart: Scholz lobt "Dithmarschen-Geschwindigkeit" VIDEO: Scholz bei offiziellem Baustart der Northvolt-Batteriefabrik (3 Min) Northvolt: Fragen und Antworten zur Batteriefabrik bei Heide Umfrage zu Northvolt: Was halten die Menschen in SH von der Fabrik? Northvolt bei Heide: Chancen und Risiken der Gigafactory Northvolt: So verändert die Batteriefabrik eine Stadt NDR 1 Welle Nord |Nachrichten für Schleswig-Holstein |23.01.2024 | 08:00 Uhr Schlagwörter zu diesem Artikel Northvolt Kreis Dithmarschen Landtag Schleswig-Holstein FAQs References

Stand: 25.03.2024 13:31 Uhr

Diese Meldung elektrisierte im März 2022 den Kreis Dithmarschen und ganz Schleswig-Holstein: Vor den Toren der Kleinstadt Heide soll eine sogenannte Gigafactory entstehen.

von Carsten Rauterberg

Das schwedische Unternehmen Northvolt will 4,5 Milliarden Euro investieren und 3.000 Arbeitsplätze schaffen. Landesregierung und Bundesregierung unterstützen das Projekt und stellen beträchtliche Fördermittel in Aussicht. Nicht alle Menschen in den beiden direkt betroffenen Dörfern Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof sowie der angrenzenden Kreisstadt Heide sind begeistert - im Januar 2024 ist der Bau der Fabrik jedoch beschlossen worden. Bei NDR.de blicken wir zurück auf die Entwicklungen in der Region.

März 2022: Pressekonferenz im Hochschul-Foyer

Erste Meldungen gibt es schon am 10. März, so richtig offiziell wird es am 15. März 2022 bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Foyer der Fachhochschule Westküste (FHW) in Heide. Unzählige Reporter und Kamerateams reisen an - und Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) und der damalige Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Vor den Toren der Kreisstadt soll eine riesige Batteriefabrik entstehen. "Wir haben das ehrgeizige Ziel, dass die Produktion 2025/26 aufgenommen wird", sagt Günther damals. "Die dafür notwendigen Genehmigungsverfahren werden wir in diesem Zeitplan auch schaffen. Wir sind darüber mit der Bundesregierung im Austausch, die beim Thema Beschleunigung auch sehr ehrgeizige Ziele hat, so dass das innerhalb von anderthalb Jahren auf den Weg gebracht werden kann." Das Land und die Firma Northvolt hätten dazu eine Absichtserklärung unterschrieben, so Günther weiter.

Northvolt-Chef per Video dabei

Der Firmengründer und CEO von Northvolt, Peter Carlsson, ist lediglich zugeschaltet. Er spricht von einer großen Chance und dem riesigen Bedarf der Automobilhersteller an Batteriezellen für E-Autos. Northvolt arbeite bereits mit großen Herstellern wie VW und BMW zusammen, so Carlsson. Er sagt, in Dithmarschen wolle Northvolt die "grünste" Auto-Batterie der Welt bauen. Einer der Hauptgründe für den Standort sei der Strom durch die vielen Windkraftanlagen in der Nordsee und an Land, so Carlsson. In dem Werk sollen seinen Angaben zufolge eine Million Batteriezellen pro Jahr vom Band rollen.

Info-Veranstaltungen sollen Transparenz bringen

Die Verantwortlichen von Northvolt und des zuständigen Amtes Heider-Umland laden bereits wenige Tage später alle Einwohnerinnen und Einwohner zu einer einer Info-Veranstaltung ein. Im Berufsbildungszentrum in Heide werden die Pläne für die Batteriefabrik vorgestellt und Fragen beantwortet. Die Entwicklungsagentur Region Heide, Northvolt und das Amt Heider-Umland kündigen weitere Infoabende und regelmäßige Sprechstunden zum Thema an. Auch für die Bürgerinnen und Bürger des Heider Stadtteils Hochfeld, der an das Gelände angrenzt, gibt es einen Infoabend. Die Verantwortlichen sichern eine möglichst breite Information und eine große Transparenz während des gesamten Planungsprozesses zu.

Mai 2022: Gemeinden beginnen Bauleitplanung

Anfang Mai sind dann die beiden Dörfer am Zug. Die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker in den direkt betroffenen Gemeinden Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof geben jeweils in ihrer Gemeindevertretung den Startschuss für das gesetzlich vorgeschriebene Bauleitplanverfahren. Dabei geht es darum, dass auf den bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen eine industrielle Nutzung möglich werden soll. Themen wie Lärm, Verkehr, Emissionen und Naturschutz müssen dabei behandelt werden. Umfangreiche Gutachten sind notwendig. Alle Nachbarn und die sogenannten Träger öffentlicher Belange - also Ämter, Landesbehörden und Naturschutzverbände - müssen Stellungnahmen abgeben. Zum Verfahren gehört auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung. In dem Rahmen werden auch die ersten Pläne für die Batteriefabrik im Amt Heider-Umland öffentlich ausgelegt.

Juni 2022: Erste Kooperation mit Abwasser-Zweckverband

Northvolt benötigt für seine Batteriezellen-Produktion große Mengen an Kühlwasser. Das soll nicht aus dem Grundwasser kommen: Nach intensiven Gesprächen mit dem zuständigen Abwasser-Zweckverband Heide (AZV) wird ein Kooperationsvertrag unterschrieben. Der AZV soll künftig pro Jahr zwei Millionen Kubikmeter geklärtes Abwasser an Northvolt liefern. Dafür soll auf dem Fabrikgelände eine Wasseraufbereitungsanlage errichtet werden. Das geklärte Abwasser der Region muss noch weiter veredelt werden, bevor es dann in den Kühlungsprozessen von Northvolt eingesetzt wird. Der Frischwasserverbrauch für die Fabrik könne so erheblich reduziert werden, sagt ein Firmensprecher. Northvolt strebt weitere Kooperationen mit Unternehmen aus der Region an. So wird einige Monate später eine Absichtserklärung mit den Stadtwerken Heide unterschrieben. Dabei geht es um die mögliche Nutzung der Abwärme der künftigen Batteriefabrik für die Wärmeversorgung in der Region.

Oktober 2022: Northvolt verschiebt Investitionsentscheidung

Im Oktober ziehen dann erste dunkle Wolken über dem Milliarden-Projekt in Dithmarschen auf. Vorstandschef Peter Carlsson verschiebt in einem Zeitungs-Interview die erwartete finale Investitionsentscheidung. Der Grund: der sogenannte Inflation Reduction Act (IRA), ein Bundesgesetz der USA. Dort gibt es künftig deutlich höhere Subventionen für "grüne" Industriebetriebe. Gleichzeitig sind die Energiekosten in Deutschland auch wegen des Ukraine-Krieges gestiegen. Im November sagt CEO Carlsson nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Günther in Berlin, Northvolt habe keine grundsätzlichen Zweifel am Bau der Batteriefabrik bei Heide. Nur der Zeitpunkt sei offen. Bei den derzeitigen Energiepreisen in Europa könne man dort aber eine Batteriefabrik nicht wirtschaftlich betreiben, so Carlsson.

September 2022: Erst Archäologie, dann Hightech

Von September an türmen sich auf dem Gelände direkt an der B 203 große Erdhaufen auf. Was aussieht wie der Beginn der Bauarbeiten, sind Voruntersuchungen des Archäologischen Landesamtes in Schleswig. Diese sind im Rahmen des Genehmigungsverfahrens bei derartigen Bauvorhaben vorgeschrieben."Wir mussten im Rahmendes Genehmigungsverfahrens eine Stellungnahme abgeben, ob das archäologisch interessante Flächen sind", erklärt Ingo Lütjens, stellvertretender Leiter der Behörde. Die Archäologen untersuchen eine gut 60 Hektar große Fläche auf dem Geestrücken des Geländes. Das ist laut Lütjens der archäologisch relevante Bereich, weil dort vor einigen Jahren schon einmal Sachen gefunden worden sind.

Februar 2023: Die ersten Mitarbeiter vor Ort

Im Februar 2023 werden erste Büro-Container aufgestellt. Die etwa Mitarbeitenden des 20-köpfigen Northvolt-Projektteams sollen von nun an dort arbeiten. Bislang hatten sie das Projekt vom deutschen Northvolt-Büro an den Hamburger Landungsbrücken koordiniert. Vorteil der neuen Büros direkt auf künftigen Gelände: kürzere Wege zu den Behörden in der Region, und bei Entscheidungen, die das Gelände und die geplante Fabrik betreffen sei man dann direkt vor Ort auf der Fläche, so ein Northvolt-Sprecher.

März 2023: Viele Funde unter der Erde

Im März beginnt auf dem Gelände die sogenannte Archäologische Hauptuntersuchung. Laut Landesamt ist das bezogen auf die Gesamtfläche die größte Feld-Untersuchung, die es jemals in Schleswig-Holstein gegeben hat. Erste Ergebnisse: es handelt sich um eine mindestens seit 500 Jahren permanent besiedelte Fläche, und die ist damit einzigartig in Schleswig-Holstein. Gefunden wurden unter anderem Reste von Grubenhäusern, Körpergräber und Grabschmuck.

Mai 2023: Moorfrösche müssen umziehen

Die Gemeindevertretungen in Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof stimmen den Entwürfen für die Bebauungspläne im Mai zu. Das wird von der Landesregierung als entscheidender Meilenstein vor Ort bezeichnet. Im Herbst soll das Baugenehmigungsverfahren abgeschlossen werden. Im Rahmen der Bauleitplanung wurden zwölf Gutachten von Sachverständigen eingeholt - unter anderem zu Lärm, Emissionen, Verkehr sowie zu Natur und Umwelt. Weil auf dem Gelände bedrohte Moorfrösche entdeckt wurden, mussten die Tiere vor Ort eingesammelt und umgesiedelt werden. Auch die bedrohten Rauchschwalben, die auf dem Gelände heimisch waren, wurden umgesiedelt - in ein Rauchschwalbenhaus aus Holz, das Northvolt in unmittelbarer Nähe des Grundstückes an einem Baggersee errichtet hat.

Juli 2023: Mehr Geld vom Staat

Statt der bislang zugesagten Zuschüsse in Höhe von 46,7 Millionen Euro will Schleswig-Holstein nun zusätzliche 90 Millionen Euro an Northvolt zahlen. Das hat die Landesregierung auch mit dem Bundeswirtschaftsministerium besprochen. Auch der Bund will seine bisher zugesagten 100 Millionen Euro deutlich erhöhen. Klar ist: die EU-Kommission muss die Förderungen von Land und Bund im Rahmen des EU-Beilhilferechts noch genehmigen. Das letzte Wort hat also Brüssel.

August 2023: Kritische Stimmen in der Region

Anwohner im Heider Stadtteil Hochfeld kritisieren das Milliarden-Projekt. Sie wohnen noch im Grünen am Stadtrand und befürchten einen Verlust an Lebensqualität durch die geplante 25 Meter hohe Batteriefabrik. Anwohner Hans-Joachim Flicek sagt: "Bei uns wird wohl künftig die Sonne eher untergehen, durch die hohe Fabrik direkt an unseren Grundstücken." Ein Landwirt aus Norderwöhrden will seine Flächen aus persönlichen Gründen nicht an Northvolt verkaufen. Und ein Bürger aus der benachbarten Gemeinde Neuenkirchen möchte nicht, dass der geplante Gleisanschluss für die Batteriefabrik durch seinen Garten führt. Unterdessen hat Northvolt Vorverträge mit zahlreichen Grundstücksbesitzern in Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof abgeschlossen. Es wollen alle verkaufen - bis auf den einen Landwirt. Folge: Northvolt verändert die Baupläne für das Gesamtgelände. Die Fläche wird von 160 auf 110 Hektar verkleinert.

September 2023: Fördermittel aus Ukraine-Notkredit

137 Millionen Euro an Fördermitteln will das Land Northvolt zur Verfügung stellen. Nun ist klar, woher das Geld kommen soll: Die Landesregierung will die Zuschüsse aus dem Ukraine-Notkredit finanzieren. Neben den beiden Regierungsparteien CDU und Grüne unterstützt auch die SPD-Fraktion die Pläne. FDP und SSW lehnen sie ab.

Weitere Informationen

Verzögerung durch erneute Auslegung der B-Pläne

Der Zeitplan in dem komplexen Bauleitplanverfahren verzögert sich. Das Amt Heider Umland muss die B-Plan-Entwürfe nachbessern - nach Stellungnahmen von Verbänden und Anwohnern. Von Mitte Oktober an liegen die angepassten B-Plan-Entwürfe dann erneut öffentlich aus. Dadurch rutscht der gesamte Zeitplan und ein möglicher Baubeginn nach hinten. Erst, wenn die beiden Gemeinden entsprechende Satzungsbeschlüsse zu den B-Plänen treffen und wenn diese genehmigt worden sind, besteht Baurecht für das Mega-Projekt. Das ist eine wichtige und gesetzlich vorgeschriebene Grundvoraussetzung für den Bau der Batteriefabrik.

Northvolt sucht Standorte für Bauarbeiter

1.700 Mitarbeitende von Baufirmen müssen in der Region untergebracht werden. Northvolt plant zwei große Wohnsiedlungen. Das sollen keine normalen Containerdörfer werden, so ein Northvolt-Sprecher, sondern Anlagen für temporäres Wohnen. Ein Dienstleister, mit dem Northvolt schon an anderen Standorten zusammen gearbeitet hat, stellt seine Pläne in Heide-Süderholm vor. In dem ruhigen Ortsteil im östlichen Teil des Stadtgebietes soll eine Wohnanlage mit Fitnessstudio, Sportplatz und kleinem Supermarkt entstehen. Bis zu 850 Monteure könnten dort untergebracht werden. Die Stadt Heide unterstützt das Projekt. Einige Anwohner befürchten Nachteile durch die neuen Mitbürger.

Eine zweite Wohnsiedlung soll in Wesselburen entstehen. Auch dort gibt es kritische Stimmen, einige Wochen später stimmt die Stadtvertretung aber zu - auch Wesselburen bekommt eine Wohnanlage für Northvolt-Bauarbeiter.

VIDEO: Wesselburen: Vorbereitungen für Northvolt Batteriefabrik (4 Min)

Oktober 2023: Aus-und Fortbildungszentrum in Itzehoe

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kommt Anfang Oktober nach Itzehoe und übergibt im Fraunhofer-Institut ISIT einen Förderbescheid über 20 Millionen Euro. Damit wollen verschiedenen Firmen wie Custom Cells, Northvolt und das Fraunhofer-Institut ein Aus-und Weiterbildungszentrum für die Batteriezell-Produktion errichten. Von Mitte 2024 an soll es dort eine Batteriezell-Fertigungsstrasse geben, an der die Mitarbeitenden ausgebildet werden.

Region fordert mehr Unterstützung

Nach einem Protestbrief - unterschrieben von Bürgermeistern, dem Landrat, Vertretern der Entwicklungs-Agentur Region Heide und des Amtes Heider Umland - mit der Forderung nach stärkerer Unterstützung durch das Land kommen Ministerpräsident Daniel Günther und der Leiter der Staatskanzlei Dirk Schrödter (beide CDU) nach Heide. Am Abend gibt es eine öffentliche Bürger-Sprechstunde im Berufsbildungszentrum Dithmarschen in Heide. Es gibt nur wenige kritische Stimmen, sondern viel Zuspruch für das Projekt. Vor mehreren hundert Besucherinnen und Besucher verspricht Günther, die Region künftig noch mehr bei der Planung zu unterstützen und regelmäßiger nach Heide zu kommen. Konkret kündigt Günther die Schaffung eines Projektbüros für Northvolt an. Dort sollen künftig alle Planungen zusammen laufen.

600 Millionen Euro als Wandelanleihe

Der Bund soll indirekt zum Investor beim schwedischen Batterieunternehmen werden. Über eine sogenannte Wandelanleihe soll Northvolt neben den Fördergeldern zusätzlich 600 Millionen Euro von der Kreditanstalt KfW bekommen. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat dafür sein Okay gegeben. Sollte Northvolt später an die Börse gehen, kann die Firma den Betrag auch in Form von Aktien an die KfW zurückzahlen. Das ist der Kern einer Wandelanleihe.

November 2023: Viele Fragezeichen nach Karlsruhe-Urteil

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe fragen sich viele Beobachter, wie der Bund trotz Haushaltssperre die von Northvolt eingeplanten Fördermittel für das 4,5-Milliarden-Euro-Projekt finanzieren will. Viele Projekte scheinen nach dem Karlsruher Urteil auf der Kippe zu stehen. Während der Landtag den Weg für 136 Millionen Euro freigemacht hatte, fehlt noch die Zusage aus Berlin.

Ortstermine in Schweden

Zwei Delegationen aus Dithmarschen reisen im November nach Nord-Schweden. In Schweden besichtigen sie das bereits fertige Northvolt-Werk in Skellefteå. Ein Vertreter der Reisegruppe der Ämter und Kommunen sagte, ihn habe vor allem der Spirit der Schweden beeindruckt. Die Schweden seien vor allem Macher. Ein anderer Teilnehmer der Exkursion sagte, Northvolt hätte in Schweden zu allen wichtigen Punkten immer nur einen Ansprechpartner der Behörden gehabt, und nicht wie in Dithmarschen einen vom Amt, einen vom Kreis und einen vom Land. Die schlankeren Strukturen in Schweden hätten den Genehmigungsprozess vereinfacht.

VIDEO: Northvolt: Wie die Batteriefabrik Skellefteå verändert hat (8 Min)

Northvolt beginnt erste Bauarbeiten

Northvolt schafft unterdessen Fakten. Auf dem Gelände nördlich des Dorfes Lohe-Rickelshof werden im November erste Straßen und Wege für den Verkehr gesperrt. Mit einer Genehmigung des Kreises Dithmarschen habe man den sogenannten vorzeitigen Maßnahmebeginn gestartet, sagte ein Northvolt-Sprecher. Konkret bedeutet das: Auf dem Gelände wird eine dort verlaufende Erdgas-Pipeline verlegt und Teile einer stillgelegten Biogasanlage werden abgerissen. Schwere Baufahrzeuge wie große Bagger und Muldenkipper sind auf dem Gelände unterwegs und bewegen große Mengen Mutterboden - unter anderem, um einen Lärmschutzwall in Richtung Heide-Hochfeld aufzuschichten.

Dezember 2023: Die Förderung des Bundes steht

Am ersten Dezember-Wochenende kommt überraschend eine Nachricht aus Berlin: Der entsprechende Förderbescheid wurde vom Bundeswirtschaftsministerium an Northvolt übermittelt. Demnach wurde auf Antrag des Wirtschaftsministeriums vom Bundesfinanzministerium genehmigt, die Mittel trotz der aktuellen Haushaltssperre freizugeben. Grund sei die Dringlichkeit für die finale Standortentscheidung gewesen. Konkret geht es um 700 Millionen Euro, davon entfallen rund 564 Millionen auf den Bund und rund 136 Millionen auf das Land, verteilt über mehrere Jahre. Ein Northvolt-Sprecher sagte, der Förderbescheid schaffe nun unmittelbar Planungssicherheit und ermögliche dem Unternehmen, die bereits begonnenen baulichen Maßnahmen vor Ort fortzusetzen.

Die Zustimmung der EU-Kommission, die sogenannte Beihilfe-rechtliche Genehmigung,steht zu diesem Zeitpunkt noch aus.Wann diese Entscheidung getroffen wird, ist offen. Das Bundeswirtschaftsministerium steht dazu nach eigenen Angaben im Austausch mit der EU-Kommission.

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Millionen Steuermittel für Northvolt: Sinnvoll oder nicht?

700 Millionen Euro soll es vom Bund und vom Land Schleswig-Holstein für die Ansiedlung der Northvolt Batteriefabrik vor den Toren Heides geben. Ist das sinnvoll?mehr

Erneute Verzögerung in den Gemeinden

Die Gemeindevertretungen Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof wollten eigentlich in ihren Sitzungen im Dezember über die B-Plan-Entwürfe entscheiden. Doch daraus wird nichts. Die Gemeinden nehmen die geplanten Satzungsbeschlüsse von der Tagesordnung. Ein Sprecher des Amtes Heider Umland sagt, es seien noch letzte rechtliche Fragen zu klären. Dabei gehe es auch um die noch fehlende Genehmigung der Förderbescheide durch die EU-Kommission. Nur wenn die Finanzierung eines solchen Großprojektes komplett sichergestellt sei, könne man auch den entsprechenden Bebauungsplänen zustimmen.

Möglicherweise werden die Sitzungen in Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden mit den Beschlüssen zum Bauleitplanverfahren im Januar stattfinden. Folge: Northvolt kann mit den eigentlichen Bauarbeiten voraussichtlich vier bis sechs Wochen später als ursprünglich geplant beginnen. Damit verzögert sich erneut der gesamte Zeitplan für die sogenannte Gigafactory.

Januar 2024: EU gibt Fördermittel frei

Die EU-Kommission bewilligt am 8. Januar Fördermittel und Garantien im Gesamtumfang von 902 Millionen Euro. "Die positive Beihilfeentscheidung der EU-Kommission ist nicht nur wegweisend für das Ansiedlungsvorhaben von Northvolt in Heide, sondern für die europäische Batteriezellindustrie insgesamt", sagt ein Sprecher von Northvolt.

VIDEO: Northvolt-Batteriefabrik: Grünes Licht für EU-Subventionen (2 Min)

Northvolt trifft finale Investitionsentscheidung

Am 17. Januar unterzeichnet Northvolt einen sogenannten Durchführungsvertrag. Damit verpflichtet sich das Unternehmen, bei Heide zu bauen. Das letzte Wort haben die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker in den beiden Dörfern Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden. Sie haben den Durchführungsvertrag zu dem Zeitpunkt noch nicht unterschrieben und müssen über die Satzungsbeschlüsse im sogenannten Bauleitverfahren abstimmen.

Lohe-Rickelshof stimmt Bebauungsplänen zu

Die Gemeindevertretung von Lohe-Rickelshof stimmt am 18. Januar über die Bebauungspläne ab. Die zwölf Gemeindevertreter entscheiden einstimmig, dass das Unternehmen Northvolt eine Batteriefabrik für Elektroautos auf ihrer Fläche bauen darf. In Norderwöhrden soll eine Entscheidung am 22. Januar fallen. Bei einer früheren Abstimmung zu einem ersten B-Plan Entwurf hatte es in Norderwöhrden mit vier zu drei Stimmen nur eine sehr knappe Entscheidung für die Batteriefabrik gegeben.

Auch Norderwöhrden gibt grünes Licht für Batteriefabrik

Nach Lohe-Rickelshof fasst am 22. Januar 2024 auch Norderwöhrden mit vier zu drei Stimmen in der Gemeindevertretung die entsprechenden Beschlüsse für einen Bau der Batteriefabrik. Dort fürchten Kritiker des Projekts, der Ausbau der Infrastruktur könnte nicht hinterherkommen.Mit den Beschlüssen ist die letzte Hürde für den Bau aber ausgeräumt. Nun fehlt noch die Baugenehmigung des Landesamtes für Umwelt in Zusammenarbeit mit dem Kreis Dithmarschen.

März 2024: Hohe Zustimmung für Northvolt

Bei einer Umfrage von #NDRfragt zu Northvolt beteiligen sich mehr als 2.700 Menschen aus Schleswig-Holstein. 79 Prozent der Befragten begrüßen den Bau der Gigafactory.

Baustart: Scholz lobt "Dithmarschen-Geschwindigkeit"

Zum Baustart der Batteriefabrik reisen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) an. "Industrie siedelt sich dort an, wo Energie ist. Es war keine Fügung, sondern eine klare Entscheidung, auf Windenergie zu setzen", sagte Scholz. Die Menschen seien über sich hinausgewachsen, um die Ansiedlung möglich zu machen. Scholz nannte es "Dithmarschen-Geschwindigkeit" und sagte, diese sei Voraussetzung für das Deutschland-Tempo. "Man kann sich ganz viele Dithmarschens in unserem Land wünschen!"

VIDEO: Scholz bei offiziellem Baustart der Northvolt-Batteriefabrik (3 Min)

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Northvolt: Fragen und Antworten zur Batteriefabrik bei Heide

Northvolt will ab 2026 Batteriezellen für E-Autos bei Heide zu produzieren. Was bedeutet das für die Region?mehr

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Umfrage zu Northvolt: Was halten die Menschen in SH von der Fabrik?

Bei #NDRfragt äußerten 79 Prozent der Teilnehmenden Zustimmung für die Fabrik. Doch es gibt auch viele Bedenken.mehr

Von der Idee zum Bau: Die Geschichte von Northvolt bei Heide (5)

Northvolt bei Heide: Chancen und Risiken der Gigafactory

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Ein Blick ins schwedische Skellefteå zeigt, wie die erste sogenannte Gigafactory von Northvolt den Ort verändert hat.mehr

NDR 1 Welle Nord

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NDR 1 Welle Nord |Nachrichten für Schleswig-Holstein |23.01.2024 | 08:00 Uhr

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Von der Idee zum Bau: Die Geschichte von Northvolt bei Heide (7)

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Von der Idee zum Bau: Die Geschichte von Northvolt bei Heide (2024)

FAQs

Warum baut Northvolt in Heide? ›

Warum will Northvolt in Heide bauen? Das Ziel von Northvolt ist laut Eigenwerbung die Produktion der nachhaltigsten Batterie der Welt. Um das zu erreichen, muss auch die für die Herstellung aufgewendete Energie möglichst grün sein. Deshalb produziert das Unternehmen vor allem dort, wo es viel erneuerbare Energie gibt.

Welche Baufirma baut Northvolt Heide? ›

Beim offiziellen ersten Spatenstich für den Bau der Batteriefabrik des schwedischen Konzerns Northvolt bei Heide in Schleswig-Holstein hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die strategische Bedeutung von Investitionen wie der Fabrik für Deutschland und Europa betont.

Wer steckt hinter Northvolt? ›

Geschichte. Northvolt wurde im Oktober 2016 unter dem Namen „SGF Energy“ gegründet. Die Gründer waren Peter Carlsson und Paolo Cerutti sowie die Private Equity Gesellschaft Vargas Holdings. Carlsson ist heute CEO und sein Partner COO der Gesellschaft.

Was wird in der Nähe von Heide gebaut? ›

Für die westlich des Heider Stadtgebiets geplante Errichtung der nachhaltigen Batteriezellenfabrik geht Northvolt derzeit von einem Flächenbedarf von rund 110 ha aus. Nördlich angrenzend an die geplante Batteriezellenfabrik befinden sich weitere Flächen, die ebenfalls entwickelt werden sollen.

Wer baut in Heide? ›

Januar 2024: Durchführungsvertrag. Northvolt hat einen sogenannten Durchführungsvertrag unterzeichnet. Damit verpflichtet sich der schwedische Batteriezellenhersteller, bei Heide im Kreis Dithmarschen zu bauen.

Wie hat Norderwöhrden entschieden? ›

Mit der knappen Mehrheit von vier zu drei Stimmen stimmte der Gemeinderat von Norderwöhrden dem Werk zu. Im Nachgang der Abstimmungen in den Gemeindegremien äußerte sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Dienstagvormittag.

Wem gehört Northvolt? ›

Zu den Eigentümern, Investoren, Industriepartnern und Kunden von Northvolt AB zählen der Gründer Peter Carlsson, VW AG, BMW AG, Audi AG, Scania AB, Volvo Group, Goldman Sachs Asset Management, der dänische Pensionsfonds ATP und der britische Vermögensverwalter Baillie Gifford .

Wie viele Gigafabriken hat Northvolt? ›

Northvolt stellt Batterien für Elektrofahrzeuge her und verkauft sie an Automobilunternehmen. Das Unternehmen hat in Schweden eine Gigafabrik in Betrieb und drei weitere sind in Planung.

Ist Northvolt ein schwedisches Unternehmen? ›

Northvolt AB ist ein schwedischer Batterieentwickler und -hersteller , der auf Lithium-Ionen-Technologie für Elektrofahrzeuge spezialisiert ist.

Wie viele Mitarbeiter hat Northvolt? ›

Wir sind auf über 6500 Personen aus über 100 Nationalitäten angewachsen – ein vielfältiges, interdisziplinäres Team von Talenten.

Ist Northvolt ein großes Unternehmen? ›

Wir sind hier, um Ölgeschichte zu schreiben. Northvolt ist eines der am schnellsten wachsenden Cleantech-Unternehmen der Welt .

Ist Northvolt ein Startup? ›

Dazu hat Carlsson 2016 das schwedische Start-up Northvolt gegründet. Und dazu soll nun im hohen Norden Deutschlands, in den schleswig-holsteinischen Gemeinden Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof, eine der modernsten Batteriefabriken der Welt entstehen.

Wo baut Northvolt? ›

Der schwedische Batteriezell-Hersteller Northvolt wird eine Gigafabrik in Dithmarschen errichten. Bundeskanzler Olaf Scholz nahm beim Festakt zum symbolischen Spatenstich teil und betonte, dass ganz Deutschland von der Fabrik profitieren werde.

Wer baut die batteriefabrik in Schleswig-Holstein? ›

Northvolt startet den Bau der Batteriefabrik in Schleswig-Holstein. Ab 2026 will Northvolt bei Heide Batteriezellen für Elektroautos bauen, den Startschuss dafür gab unter anderem Kanzler Scholz. Rückenwind für Deutschlands Batterieproduktion - die zuletzt ins Stocken geriet.

Was ist mit Northvolt los? ›

Northvolt schließt Forschungszentrum in USA

Bis vor wenigen Monaten galt Northvolt als Hoffnungsträger, nun sorgt das Unternehmen weiter für Negativschlagzeilen. Aus Kostengründen schließen die Schweden ihr Forschungszentrum in den USA.

Wo zahlt Northvolt steuern? ›

Northvolt-Batteriefabrik: Wenn die Steuerzahler den Aktionären unter die Arme greifen. Mit hohen Beihilfen für eine Batteriefabrik des schwedischen Herstellers Northvolt in Schleswig-Holstein lässt sich Deutschland auf einen Subventionswettlauf mit China und den USA ein. Das Steuergeld wäre anderswo besser angelegt.

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Author: Greg O'Connell

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